Am Donnerstag, den 27. August, jährt sich zum 812. Mal der Tag, an welchem die staufische Königin Irene Maria von Byzanz auf dem Hohenstaufen verstarb. Jeweils am Todestag verleiht der Freundeskreis der Königin Irene eine historische Medaille. In diesem Jahr sind die Preisträger der “Runde Kulturtisch Lorch”, vertreten durch Jutta und Uli Rund.
Die beiden Stauferfreunde werden am kommenden Samstag, den 29.08. 2020 um 14 Uhr in der Turnhalle in Lorch-Rattenharz in die Irenenritterschaft aufgenommen. Anschließend lädt der Freundeskreis zusammen mit dem Runder Kultur Tisch Lorch zu einem kleinen Umtrunk ein.
Freier Eintritt. Anmeldung nicht notwendig. Auskünfte unter 0171 333 6300.
Bitte denken Sie an eine Mund-Nasen-Bedeckung und halten genügend Abstand zu anderen Gästen.
Lorch/Württemberg
Bereits seit 10 Jahren verleiht der Göppinger “Freundeskreis zum Gedenken an Königin Irene Maria von Byzanz” die historische Medaille jährlich zum Todestag der Königin Irene am 27. August (1208) an Personen oder Vereinigungen, die das Andenken an die auf dem Hohenstaufen jung verstorbene und im Kloster Lorch bestattete staufische Königin Irene, und somit auch die staufische Geschichte aufrecht erhalten.
In diesem Jahr wurde der „Runde Kultur Tisch Lorch“, vertreten durch Jutta und Ulrich Rund, für herausragendes ehrenamtliches Engagement für die staufische Geschichte in Lorch ausgezeichnet. In einer feierlichen Zeremonie wurden sie am Samstag, 29.08.2020 mit dem Ritterschlag in die „Irenen-Ritterschaft“ aufgenommen und erhielten die Irenen-Medaille. Wetterbedingt und aus Hygienegründen fand die Verleihung nicht wie bislang auf dem Hohenstaufen oder im Kloster Lorch statt, sondern in der TSV-Halle in Lorch-Rattenharz. Ritter der „Staufersaga“ und die mittelalterliche Musik der Gruppe „La Lavandera“ umrahmten die Feier.
Der Vorsitzende des Irenen-Freundeskreises, Karl-Heinz Fuchs, würdigte das Wirken des „Runden Kultur Tisches Lorch“, einer Bürgerinitiative, die 1999 entstanden war und durch deren Engagement das Klosterjubiläum „900 Jahre Kloster Lorch“ im Jahr 2002 zu einem großen Ereignis wurde. Vieles, was inzwischen zum kulturellen und touristischen Angebot Lorchs zählt, entwickelte sich in dieser Zeit.
Zum Klosterjubiläum hatten Ulrich Rund und seine Mitstreiter mit einem Logowettbewerb einen Werbeträger für das Jubiläum gesucht, in Verbindung mit einem Kreativwettbewerb für alle Lorcher Schulen. Ebenfalls 2002 anlässlich „50 Jahre Baden-Württemberg“ machte die „Kulturkarawane“ auf dem Klostergelände Halt. Besonders herausragend war die Organisation der Klosterspiele im Juli 2011, für die Lisa Elser ihr Theaterstück „Irene von Byzanz“ geschrieben hatte, welches 4000 Zuschauer begeisterte. Außerdem hatte die Preisträgerin die Idee zur ersten historischen Stadtführung in Lorch. Ab 2002 initierten sie Klosterführungen. Zudem wurde 2013 die Irenen-Rose am Eingang der Klosterkirche gepflanzt. Dem „Runden Tisch“ gelang es 2006 im Jubiläumsjahr „200 Jahre Erhebung zum Königreich Württemberg“ eine Ausstellung mit Kunstwerken I.K.H. Diane Herzogin von Württemberg, Prinzessin von Frankreich, ins Kloster Lorch zu holen. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, bei der Eröffnung dabei zu sein.
2019 kam das Freilichtspiel „Von den Römern bis Friedrich II“ als Beitrag zur Remstal-Gartenschau dazu. Auch Darsteller aus der (staufischen) italienischen Partnerstadt Oria (nahe Brindisi in der Region Apulien) wirkten hier mit – wie auch bei vielen anderen Kooperationen. Insbesondere Ulrich Rund setzte sich für die Städtepartnerschaft mit Oria ein, wofür ihm die süditalienische Stadt 2003 die Ehrenbürgerwürde verlieh. Er holte die Fahnenschwinger und später auch die Passionsspiele von Oria nach Lorch. Später kamen auch noch zum Mörike- und zum Schillerjahr viele Veranstaltungen und Aktionen dazu. Heinz-Joachim Herzig, Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Lorch, bezeichnete den „Runden Tisch Kultur Lorch“ als “Kulturträger“ und dankte für die Organisation der vielen Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen und Ausstellungen während der vergangenen 20 Jahre – und würdigte auch die von den Preisträgern geförderte Rückführung der Lorcher Chorbücher aus dem Stuttgarter Hauptstaatsarchiv.
Der Wanderpreis wird jeweils von den Preisträgern des Vorjahres weitergegeben. Der Stauerferexperte und Schauspieler Christian Siller und der Bildhauer Nikolaus Giljum, dessen Irenenstatue die Gäste am Eingang zur Klosteranlage Lorch empfängt, überreichten die Medaille, in welche eine originale Brakteat-Münze aus der ulmischen Münzstätte von König Philipp von Schwaben eingearbeitet ist.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören die Mundart-Dichterin Lisa Elser für ihr Theaterstück „Irene von Byzanz“, verfasst für die Klosterfestspiele Lorch (2011); Der Künstler Hans Kloss für das Stauferrundbild im Kloster Lorch, das auf 30 Metern Länge und viereinhalb Metern Höhe die Geschichte der Staufer darstellt. Stefan Kirchenbauer-Arnold, Autor und Regisseur der „Staufersaga“, die im Jahr 2012 mit über 1000 Mitwirkenden vor der Kulisse der Johanneskirche in Schwäbisch Gmünd aufgeführt wurde (anlässlich der 850-Jahr-Feier). Andreas Schweickert, der als moderner Burgvogt ein Lokal auf dem Hohenstaufen betreibt und zahlreiche Ideen rund um das Stauferthema entwickelte, u.a. Audio-Guides. Jürgen Musch für seine Darstellung des Philipp von Schwaben in der „Staufersaga“ 2016, der Schriftsteller Gunter Haug für sein Buch „Die Rose ohne Dorn: Irene von Byzanz, die Königin des Hohenstaufen“, und der Gmünder Verein Staufer-Saga e.V. in Anerkennung der seit 2012 engagierten Darstellung der staufischen Geschichte, sowie die Lorcher Klosterführer.
Kloster Lorch
Irene war die im Jahr 1180 geborene Tochter von Kaiser Isaak II. Angelos von Byzanz (heute Istanbul), die mit 12 Jahren ihre Heimat verließ. Die junge Prinzessin wurde mit dem normannischen Königssohn in Palermo verheiratet. Kurz darauf wurde ihr ebenfalls sehr junger Gatte vergiftet. Die Witwe Irene hat dann den späteren staufischen König Philipp von Schwaben geheiratet. Dieser war der jüngste Sohn von Kaiser Friedrich I., genannt „Barbarossa“.
Somit war Irene die Schwiegertochter Kaiser Friedrich Barbarossas, auch wenn dieser selbst dies nicht mehr erlebte. Die Staufer waren Besatzungsmacht in Süditalien, Irene kurzzeitig ihre Gefangene, und trotzdem gewann Philipp Irenes Herz und sie kam mit ihm in den Norden. Irene wurde in Aachen zur Königin gekrönt. Kurz nach Philipps gewaltsamem Tod 1208 flüchtete sie sich auf die Burg Hohenstaufen. Königin Irene verstarb dort zwei Monate später mit nur 28 Jahren. Ihre Grablege fand sie in der Klosterkirche Lorch. Über Königin Irene ist in den deutschen Geschichtsbüchern nicht viel zu finden. Beachtlich ist aber, dass sie in ihrem kurzen Leben mit ihrem Wesen beeindruckte, so bezeichnete sie der Dichter Walther von der Vogelweide als „Rose ohne Dornen“ – und dass sie vier Töchter gebar, von denen drei später ebenfalls Königinnen wurden.
Das Geschlecht der Staufer, deren Name auf den Berg Hohenstaufen zurückgeht, prägte das europäische Mittelalter entscheidend. Besonders herausragend waren in dem Jahrhundert zwischen 1150 und 1250 vor allem zwei Staufer: Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, und sein Enkel Friedrich II.. Sie gründeten Städte und Universitäten und schufen ein neues Rechtssystem. Als Herren des Heiligen Römischen Reiches herrschten sie über ein Gebiet, das sich von der heutigen dänischen Grenze bis nach Sizilien erstreckte.
Das Land Baden-Württemberg zeichnet seit 1977 besondere Verdienste um das Land mit der Staufermedaille aus.
Im Landeswappen sind die Wappentiere des staufischen Herzogtums Schwaben abgebildet: Drei schreitende schwarze Löwen.
12.09.2020